Wer es genau wissen will

schauen wir genauer in die Kleinkindgemeinschaft

Die Kinder kommen zwischen 8:00 und 8:30 Uhr in unserer Einrichtung an. Manches Kind braucht noch ein wenig Zeit um „anzukommen“ und möchte den Tag lieber in Ruhe mit dem Beobachten der anderen Kinder beginnen. Manch ein Kind ist schon voller Tatendrang und beginnt den Hügel rauf und runter zu laufen, sich um den Garten zu kümmern, zu balancieren oder mit den Kindern aus der Gruppe zu interagieren.

 

Und möchte ein Kind lieber gleich in die Gruppe hinein gehen, weil es zum Beispiel noch müde ist und sich ausruhen möchte, oder schon Hunger hat, dann ist auch das natürlich möglich.

 

Wenn wir nun gegen 8:30 Uhr in unsere Gruppe gehen, kommt schon gleich eine große und wichtige, aber auch sehr beliebte Aufgabe auf uns zu: das Umziehen. An- und ausziehen macht Spaß, kann mitunter auch recht anstrengend sein (vor allem im Winter), aber es ist immer eins: ein großer Schritt in die funktionale Unabhängigkeit des Kindes. Daher ist dies ein wichtiger Prozess - und die Kinder können dies hier ausgiebig und ohne Eile üben.

 

Sind wir umgezogen, ist das Hände waschen dran und dann steht einer Jause (die wir gemeinsam vorbereiten, vom Decken des Tisches, bis zum Streichen des Brotes und dem Schälen und Schneiden von Obst und Gemüse) nichts mehr im Weg.

 

Sind die Kinder gestärkt, dann stellen wir wieder Ordnung in der Küche her. Wir bringen das Geschirr und Besteck an den entsprechenden Platz, wir wischen den Tisch und die Unterlagen, waschen und trocknen das Geschirr ab. Wir kontrollieren den Boden, schauen, ob etwas hinuntergefallen ist und wenn ja, holen wir Besen und Schaufel und kehren es weg. Wir gehen unsere Hände waschen und die Zähne putzen, eventuell ziehen wir uns noch um, falls das notwendig ist und gehen dann in den Gruppenraum.

 

Der Gruppenraum einer Montessori-Kleinkindgemeinschaft gehört den Kindern. In einem Montessori-Gruppenraum passen wir Erwachsene uns den Kindern an und nicht umgekehrt. Das heißt zB, dass die Möbel auf die Größe der Kinder abgestimmt sind. Wenn wir den Kindern etwas darbieten oder mit ihnen in Kontakt treten, gehen wir auf Augenhöhe mit dem Kind.

 

Der Gruppenraum hat mehrere Bereiche, in denen die Kinder passend zu ihrem Entwicklungsbedürfnis ein reichhaltiges Angebot vorfinden. Auch hier wieder steht die Selbständigkeit und Unabhängigkeit des Kindes im Vordergrund. Alles was die Kinder hier sehen, wird so vorbereitet, dass das Kind nach einer Darbietung (oder selbst) gleich anfangen kann, damit zu arbeiten.

 

Wir haben einen Bereich, der sich ganz speziell der Sorge um die eigene Person widmet. Hier können wir probieren wie wir uns selbst zum Beispiel die Nase putzen, die Haare frisieren, oder wie schon weiter oben erwähnt, uns an- und ausziehen.

 

Wir sorgen uns aber auch um unsere Vorbereitete Umgebung, und hier gibt es wahrlich viel zu tun. Die Blumen müssen gegossen werden, der Staub muss vielleicht abgewischt werden, unsere Wäsche vom Vortag ist schon trocken und wir räumen den Wäscheständer ab. Und vieles vieles mehr.

 

Aber wir kümmern uns nicht nur um die Vorbereitete Umgebung, sondern auch ganz gezielt um unsere Auge-Hand-Koordination und Hand-Hand-Koordination. Maria Montessori hat öfters betont „die Hände sind das Werkzeug der Intelligenz“. Wir legen Puzzles, wir fädeln Perlen, wir nähen, wir sortieren und schneiden und vieles mehr.

 

Je öfter ein Kind mit den Materialien arbeiten kann, je mehr es wiederholen kann, desto mehr kann es an seiner Feinmotorik arbeiten, seine verschiedenen Grifftechniken erproben und seine Hand- und Fingermuskulatur aufbauen und stärken – dies alles sind jetzt schon bereits Vorbereitungen auf das spätere Schreiben. Aber auch für die Entwicklung des Gehirns hat die Verwendung der Hände eine essentielle Bedeutung, man kann die Wichtigkeit des „Hantierens“ gar nicht hoch genug werten.

 

Selbstverständlich singen wir auch, manchmal beim Essen zubereiten, manchmal beim Umziehen, wann immer uns nach singen ist, tun wir das auch. Wir haben Instrumente in unserer Kleinkindgemeinschaft, vorrangig Rhythmusinstrumente, die die Kinder ausprobieren und sich an deren Klang erfreuen können. Manchmal ist uns aber auch nach klassischer Musik. Dann hören wir uns ein kurzes Stück oder einen Ausschnitt eines Werkes von zB Mozart, Bach oder Vivaldi an.

 

Aber auch der eigene künstlerische Ausdruck, das Gestalten, Malen, Zeichnen, Kritzeln, Kneten von Ton, usw hat in unserem Gruppenraum einen festen Platz. Aber die Kinder sind nicht nur selber künstlerisch tätig, sondern können in der Kleinkindgemeinschaft auch schöne Bilder an den Wänden bewundern.

 

Eine gemütliche Leseecke sorgt dafür, dass man sich mit einem Buch zurückziehen kann und sich in Ruhe dem Betrachten der Bilder und manchmal auch schon der geschriebenen Worte hingeben kann.

 

Womit auch immer sich ein Kind in der Kleinkindgemeinschaft beschäftigt, uns sind unter anderem folgende Punkte wichtig (Kriterien gibt es viele, wir heben hier nur einige hervor):

 

  • Wir achten auf möglichst gleichbleibende Abläufe
  • Das Kind muss in Ruhe, in seinem eigenen Tempo arbeiten dürfen, ohne von den anderen Kindern oder Erwachsenen „gestört“ zu werden.
  • Jedes Kind hat die Freiheit, mit einem Material so lange und so oft es das braucht, zu arbeiten und zu wiederholen (= bis sein inneres Bedürfnis gestillt ist).
  • Jedes Kind muss die Möglichkeit haben alleine für sich arbeiten zu können, aber auch mit der Gruppe in Kontakt treten zu können.
  • Unsere Materialien sind vollständig, funktionstüchtig, sauber und ästhetisch. Freilich zeigen wir den Kindern wie man zB einen Pinsel auswäscht und dann zurücklegt. Aber am Ende des Tages ist es unsere Verantwortung die Materialien nochmals zu kontrollieren und gegebenenfalls nochmals abzuwischen oder abzuwaschen.
  • Die Sachen sind auf die Größe und Kräfteverhältnisse der Kinder ausgerichtet.
  • Sich in Geduld und im Warten zu üben, ist ein großes Thema in dieser Altersgruppe – daher gibt es jedes Material nur einmal. Will ein Kind mit einem bestimmten Material arbeiten, das gerade jetzt ein anderes Kind hat, dann muss es sich eben in „Geduld üben“, bis das Material wieder zur Verfügung steht.

 

Nach getaner Arbeit, wenn sich die Mittagszeit nähert, kann es schon mal passieren, dass die ersten Kinder müde werden, dass die Konzentration leidet – das ist der Moment wo wir langsam beginnen unseren Gruppenraum gemeinsam in Ordnung zu bringen, wir machen noch ein paar Fingerspiele und Bewegungslieder, lassen diesen Teil des Tages langsam ausklingen und besprechen was als nächstes passiert. Manch ein Kind fragt auch schon „Was gibt es heute zu Mittag?“ - Wir besprechen was es gibt und welches Geschirr wir dafür brauchen – und wieder beginnt das den Kindern so vertraute Ritual vom Hände waschen – über den Tisch decken – bis zum Tischspruch – und dann freuen wir uns auf ein gemeinsames Mittagessen. 

 

Nach dem Essen machen sich die Kinder, die schlafen gehen möchten, langsam mit einer Pädagogin auf den Weg in den Schlafraum. Die anderen Kinder bleiben bei der anderen Pädagogin (oder Assistentin) und kümmern sich noch gemeinsam um die Vorbereitete Umgebung, oder gehen noch einer Arbeit im Gruppenraum nach oder ziehen sich um und gehen in den Garten hinaus.

 

Wir haben eine erste Abholphase von 12:45 – 13 Uhr. 

 

Unsere Schlafens- bzw. Ruhephase endet zwischen 13:30 und 14 Uhr. Die Kinder stehen langsam auf und wir richten gemeinsam den Schlafraum her. Die Kinder ziehen sich langsam an – manchen Kindern ist nach dem Schlafen noch nicht danach zumute so bald wieder selber aktiv zu werden – hier unterstützen wir sie, wenn sie es brauchen. 

 

Die Kinder, können sich gut ausgeruht der Zubereitung einer Nachmittagsjause widmen. Wir essen dann zusammen zB Gemüse, Obst, Kompott oder Joghurt. Danach geht es, je nach Bedürfnis, entweder in den Gruppenraum oder aber auch hinaus in den Garten.

 

Unsere zweite Abholzeit ist dann von 14:45 – 15:00 Uhr.

 

Der Tag in der Kleinkindgemeinschaft ist zu Ende und wir können mit Bestimmtheit sagen, er war voller Erfahrungen und neuer Erkenntnisse – und zwar für alle Beteiligten. Und wir wissen: der morgige Tag wird ebenso spannend, aber ganz anders als der heutige!