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Elternfrage: Dürfen Kinder bei Montessori einfach nur toben?

Unsere erste Antwort wäre hier: Toben ist ungeordnet – Montessori-Bewegung ist zielgerichtet.

Wenn Kinder toben, rennen, springen oder schreien, dann entladen sie Energie, die sich angestaut hat. Das ist nicht schlecht – Kinder brauchen natürlich auch freie, spontane Bewegung!
Aber: Montessori spricht davon, dass „Bewegung eine Funktion des Geistes“ sein soll.

Das bedeutet: Bewegung soll mit dem Denken verbunden sein, also bewusst und zweckvoll.
Beim Toben fehlt dieser bewusste Zusammenhang – es ist eine rein körperliche Entladung, kein Lernprozess.

Maria Montessori beobachtete, wenn Kinder sich ruhig und konzentriert mit einer Aufgabe beschäftigen (z. B. Wasser gießen, Perlenketten ordnen, Einsatzzylinder einsetzen), werden sie innerlich ruhig und gesammelt.

Diese Form der Bewegung führt zu:

  • Selbstkontrolle,
  • Koordination,
  • tiefer Aufmerksamkeit („Polarisation der Aufmerksamkeit“).

Beim Toben passiert das Gegenteil: Die Energie wird nach außen entladen, aber nicht in eine strukturierte Handlung gelenkt. → Das hilft zwar, Spannung abzubauen, aber es stärkt nicht die innere Ordnung.

Man könnte sagen, dass zielgerichtete Bewegung die Konzentration stärkt – Toben zerstreut sie.

Montessori sah Bewegung als Brücke zwischen Körper, Geist und Seele.
Kinder sollen nicht nur Muskeln trainieren, sondern durch Bewegung Bedeutung erleben:

  • „Ich gieße die Pflanze – ich sorge für etwas Lebendiges.“
  • „Ich trage das Tablett vorsichtig – ich übe Achtsamkeit.“

Beim Toben fehlt dieser Sinnzusammenhang. Es ist eine spontane Freude an Bewegung (die wichtig ist!), aber kein Beitrag zur geistigen und emotionalen Entwicklung. Toben ist körperlich – Montessori-Bewegung ist ganzheitlich

Beides hat seinen Platz – aber mit unterschiedlichem Zweck.

Montessori wollte das Toben nicht verbieten! Sie sah nur, dass übermäßiges ungeordnetes Toben oft ein Zeichen ist, dass das Kind nicht genug sinnvolle, strukturierte Bewegung im Alltag hat. Wenn ein Kind die Möglichkeit hat, sich in geordneter Freiheit zu bewegen, braucht es weniger „wildes Auspowern“.

Das heißt:

 

  • Zielgerichtete Bewegung (z. B. Arbeit mit Material, praktische Übungen) → führt zu innerer Ruhe
  • Toben → führt zu körperlicher Entladung, aber nicht unbedingt zu seelischer Ausgeglichenheit