Diese Frage hören wir oft – und sie ist ganz natürlich. Denn Lob gehört für viele von uns selbstverständlich zum Erziehungsalltag. Doch in der Montessori-Pädagogik gehen wir einen etwas anderen Weg – nicht, weil wir die Kinder nicht bestärken wollen, sondern weil wir ihnen helfen möchten, eine innere Motivation zu entwickeln.
Wenn ein Kind etwas tut und dafür sofort ein „Super gemacht!“ bekommt, richtet es seinen Blick nach außen – auf die Reaktion des Erwachsenen. Es lernt: Ich bin gut, wenn andere das
sagen.
Das führt langfristig dazu, dass Kinder versuchen, Erwartungen zu erfüllen, statt auf ihr eigenes Empfinden zu hören.
Maria Montessori beobachtete, dass Kinder von Natur aus neugierig, lernfreudig und selbstmotiviert sind. Wenn wir ihre Handlungen ständig bewerten – auch positiv –, unterbrechen wir diesen
inneren Lernfluss.
Darum versuchen wir, das Kind und seine Handlung neutral zu spiegeln, statt zu bewerten. Zum Beispiel:
- Statt „Das hast du aber schön gemacht!“ sagen wir: „Du hast dir richtig viel Mühe gegeben.“
- Statt „Wie toll du das gebaut hast!“ sagen wir: „Schau, wie stabil dein Turm ist!“
So lernt das Kind, sich selbst einzuschätzen, stolz auf seine eigene Anstrengung zu sein – und nicht auf das Lob von außen zu warten.
In der Montessori-Pädagogik ist Beobachtung unsere wichtigste Aufgabe. Wir sehen die Kinder, wir erkennen ihre Fortschritte – aber wir bewerten sie nicht. Diese Haltung schenkt ihnen Freiheit und
innere Stärke.
Ein Kind, das nicht für Anerkennung arbeitet, sondern aus echtem Interesse, entwickelt Selbstvertrauen, Ausdauer und Freude am Tun.
Wir loben also nicht weniger aus Gleichgültigkeit, sondern bewusster – und ehrlicher.
Statt eines schnellen „Bravo!“ schenken wir dem Kind Aufmerksamkeit, Interesse und echtes Dasein – und das ist letztlich das schönste Lob, das man geben kann.