Ein kleines ABC - oder - Was wir Euch noch sagen möchten

bringen und Abholen

Wenn die Kinder in der Früh kommen, können sie verschieden reagieren. Manche Kinder laufen hinein, andere sind noch zögerlich, andere brauchen noch ganz bewusst 2-3 Minuten bei Mama oder Papa, um sich so richtig verabschieden zu können. Wir haben diese Situationen gut im Auge und „helfen“ beim Abschied nehmen falls notwendig. Wichtig ist sich nicht zu kränken, wenn das Kind ohne Abschied hineinläuft! Das ist ein gutes Zeichen, dass es eurem Kind hier gut geht und es gerne hier ist. Und wenn ein Kind noch kurz innehält und eine feste Umarmung braucht, dann ist es wichtig darauf einzugehen.

 

Es kann bei der Abholung manchmal passieren, dass ein Kind nicht nach Hause gehen will, dass es nach der freudigen Umarmung wieder in den Garten läuft, um weiter zu spielen. Hier ist es wichtig, dass die Abholperson dem Kind mit Klarheit vermittelt, dass der Tag in der Einrichtung hier zu Ende ist. „Morgen kommst du wieder.“

 

In beiden Situationen sind aber zwei Sachen wichtig: Verständnis und eine klare Kommunikation was als nächstes passiert. Wenn das Kind merkt, dass der Erwachsene selbst mit der Situation kämpft (und das ist durchaus legitim und menschlich) dann macht man es für das Kind unter Umständen noch schwerer.

 

Pünktlichkeit ist uns im Namen der Kinder ein großes Anliegen, denn es kann für ein Kind manchmal wirklich stressig oder belastend sein zuzusehen wie die anderen Kinder abgeholt werden, während man selbst „zurückbleibt“. Genauso kann es sein, dass ein Kind sich schwertut und innerlich nicht „nachkommt“ wenn es am Morgen zu spät in die Kleinkindgemeinschaft kommt und die ersten Stationen und Rituale des Tages verpasst.

 


Elterndialog

Ein reger, vertrauensvoller Austausch, in dem wir alle anfallenden Themen mit den Eltern besprechen können, ist uns wichtig – daher haben wir regelmäßig (monatlich) stattfindende Gesprächsrunden am Abend; aber auch die klassischen Entwicklungsgespräche, die wir 2 x jährlich anbieten.

 

Aber auch abseits davon ist es für uns wichtig zu wissen, falls sich etwas verändert hat, zB wenn heute eine andere Abholperson kommt, damit wir das Kind rechtzeitig und passend darauf vorbereiten können. Oder ob das Kind in der Nacht zB schlecht geschlafen hat – solche Informationen machen es für uns leichter uns auf das Kind einzustellen und entsprechend zu reagieren, wenn es heute andere Bedürfnisse hat als sonst oder anders reagiert als man es gewohnt ist. 


essen und nahrungszubereitung

Essen und Nahrung ist für so junge Kinder ein sehr wichtiges Thema, denn die Nahrungsaufnahme ist ein fundamentales Grundbedürfnis einerseits, aber auch ein sehr sozialer Prozess andererseits. Daher gibt es in unserer Küche viel für die Jause vorzubereiten. Wir streichen Brote, wir schälen und schneiden Obst und Gemüse, wir decken den Tisch mit Tischsets, Geschirr, Besteck und Gläsern. Wir nehmen uns Zeit zum Essen und Trinken. Manch ein Kind freut sich zum Beispiel schon darauf, die Apfelscheiben auszuteilen oder den Tee für andere Kinder einzuschenken. Genauso gut gibt es auch Kinder die das gar nicht mögen und sich ihren Tee lieber selber einschenken – an diesem Beispiel kann man sehen, wie wichtig die Gruppe für das soziale Lernen ist; es geht nicht nur um das verstehen der eigenen Bedürfnisse, sondern auch darum zu erleben, dass andere Menschen oftmals etwas ganz anderes wollen als man selber. Die ersten Schritte dieser Entwicklung passieren schon in diesem Alter.


haltung dem kind gegenüber

Allem voran, noch bevor wir auf ein Material blicken, uns überlegen was wir dem Kind anbieten, steht immer die respektvolle und achtsame Haltung dem Kind gegenüber. Das ist das A & O und muss immer an erster Stelle kommen. Kein noch so schönes Tablett oder kein noch so „perfekter“ Raum kann dafür sorgen, dass sich ein Kind sicher, willkommen und eingebunden fühlt oder seinen Interessen und Bedürfnissen nachgehen kann.

 

Wir müssen also genau hinschauen, welche Bedürfnisse und Interessen das Kind gerade hat. Die Kinder zeigen uns das meistens sehr klar und deutlich. Wir müssen Vertrauen in die Kinder haben und wir müssen ihnen auch ein bisschen was zutrauen – natürlich kann man hinfallen (oder aber auch nicht!) wenn man den Hügel hinunterläuft. Aber gleichzeitig lernt man so auch etwas über seinen Körper, über Bodenbeschaffenheiten und dass man wieder aufstehen kann, dass man etwas geschafft hat. Und beim nächsten Mal weiß und kann man es vielleicht schon wieder ein bisschen besser oder probiert es ein bisschen anders aus.

 

Kinder wollen mitmachen, dazugehören, sie wollen wachsen (nicht nur körperlich), sie streben einerseits nach Unabhängigkeit, aber sie streben auch nach ihrer Gruppe, und da gehören alle Menschen dazu, mit denen das Kind zu tun hat. Aber genauso auch im größeren Kontext die Welt in ihrer ganzen Vielfalt.

 

Speziell für Eltern und das Zuhause ist das ein wichtiger Punkt! Viele Eltern verspüren großen Druck hier auch zuhause eine Fülle an Montessori-Material anzubieten. Doch das ist gar nicht notwendig, die Haltung muss stimmen. Zusammen mit seinen Kindern zu leben und nicht nur nebeneinander, ist das wertvollste was man jungen Kindern geben kann.

 

Ein Kind „montessorisch“ zu begleiten heißt nicht, Montessori-Material hinzustellen und das wird schon werden. Nein. Und manchmal gibt es auch in der Einrichtung Tage, wo ein Kind nur mäßig an den dargebotenen Tabletts interessiert ist. Aber dafür hat es an seiner Sprache gearbeitet, hat sich mit einem anderen Kind im Kreis gedreht, geübt wie es sich selber die Suppe einschenkt, hat die Socken 12 Mal an und ausgezogen und den Wind und die Wolkenbewegung beobachtet.

 

Wenn man seinem Kind eine wertschätzende, achtsame und friedvolle Haltung zu den Menschen, zum Tier, zur Natur vorlebt, dann ist das schon ganz viel wert. Wenn man sein Kind am Leben teilhaben lässt, es mitmachen lässt, es viele verschiedene Erfahrungen und Eindrücke sammeln kann – wunderbar! Und das kann und soll überall passieren, dazu braucht es kein „Montessori-Material“, das ist dann wirklich „gelebtes Montessori“.


hygiene / Unabhängigkeit von der Windel

Die Kinder auf dem Weg zur Unabhängigkeit von der Windel zu begleiten ist ein äußerst spannender Prozess, der von Kind zu Kind unterschiedlich lange dauern kann. Auch hier gilt für uns die Maxime, wir drängen die Kinder nicht, wir üben keinen Druck aus, sondern begleiten sie entsprechend ihren Bedürfnissen. Die Kinder, die noch eine Windel tragen werden von uns sofern möglich bevorzugt im Stehen gewickelt. Dies hat einerseits mit dem Respekt und der Würde dem Kind gegenüber zu tun – und andererseits zeigen uns die Kinder hier auch schon sehr oft recht deutlich, wenn sie einmal selbständig und sicher stehen können, dass es ihnen gar nicht angenehm ist, von uns hingelegt zu werden.

 

Möchte ein Kind auf die Toilette gehen, so steht ihm bei uns freilich eine Toilette in passender Kinderhöhe zur Verfügung, die die Kinder selbständig benützen können, wenn sie das können und möchten. Für die Kinder die lieber das „Töpfchen“ bevorzugen, bieten wir selbstverständlich auch dieses an.


kleidung

Bequeme, funktionale Kleidung ist uns im Namen der Kinder ein großes Anliegen. Kinder brauchen Kleidung, die sie gut selbst an- und ausziehen können, die aus angenehmem Material ist, die sie in ihrer Bewegungsfreiheit nicht einschränkt (nicht zu eng, aber auch nicht zu weit), sodass sie von der Kleidung nicht gestört werden. Auch beim Prozess der Unabhängigkeit von der Windel ist es wichtig Sachen zu haben die man leicht und schnell selbst ausziehen kann.

 

Beim Thema Kleidung kommt man aber auch nicht drum herum einen weiteren Aspekt anzusprechen: Kleidung die Kinder kategorisiert („kleine Zicke“), ablenkt (Shirts mit Pailletten), oder Angst macht (Leibchen mit zB Totenkopf drauf). Die „kleine Zicke“ auf dem Shirt suggeriert uns womöglich einen völlig falschen Blick auf dieses Kind.

 

Wir befürworten neutrale Kleidung die die Kinder weder (unter Umständen) kategorisiert, noch ablenkt; und ein Shirt mit Pailletten kann eine große Herausforderung für die Kinder darstellen – für diejenigen die die Pailletten berühren und ausprobieren wollen, aber auch für das Kind dass sich kaum wehren kann, wenn es den halben Tag angegriffen wird, egal ob es das will oder nicht.


krankheit

Jedes Kind hat das Recht, seine Krankheit zu Hause, in Ruhe und in der liebevollen Betreuung seiner Bezugspersonen so lange auszukurieren, bis es wieder völlig gesund ist. Wenn wir sagen „völlig gesund“, dann sprechen wir davon, dass das Kind nach dem Abklingen seiner Erkrankung noch zwei Tage komplett symptomfrei ist, bevor es wieder in die Betreuungseinrichtung kommt.

 

Warum?

 

Kommen die Kinder zu schnell aus dem „Krankenstand“ wieder in die Einrichtung, passiert es häufig, dass die Erkrankung wieder zurückkommt, manchmal sogar ausgeprägter als vorher.

Ein krankes Kind kann die Gemeinschaft, die Gesellschaft der anderen Kinder, aber auch die Angebote nicht nützen, es wird keine Freude an den anderen Kindern und an den Materialien haben, wenn es ihm schlecht geht, es müde und überreizt ist.

 

Oftmals wirken die Kinder in der Früh nach einer erholsamen Nacht voll Schlaf „fit genug“ um wieder in die Betreuungseinrichtung zu kommen. Doch schon nach kurzer Zeit, meistens noch am frühen Vormittag zeigen sie dann die ersten Signale, dass es ihnen doch noch nicht gut geht. Sie weinen, wollen nichts essen und trinken, halten die Nähe der anderen Kinder schlecht aus, sind überempfindlich, wenn die Lautstärke etwas in die Höhe geht, verbringen die meiste Zeit liegend und passiv, oder sind sehr anhänglich, brauchen intensive Zuwendung und wollen im Arm gehalten werden.

 

Die Bedingungen für eine erfolgreiche und ruhige Genesung sind zu Hause vollkommen anders als in einer lebhaften Gruppe an einem (aus kindlichem Blickwinkel) langen und ereignisreichen Tag.

 

Neben dem Blick auf das kranke Kind geht es aber auch darum, die anderen Kinder und PädagogInnen in der Gruppe vor einer eventuellen Ansteckung zu schützen.

 

Das Kranksein ist gerade bei jungen Kindern ein großes Thema. Die Kinder bauen ihr Immunsystem auf, sie sind jetzt in einer Phase ihres Lebens, wo ihr Körper mit verschiedenen Unbekannten (Bakterien, Viren, Keimen) in Kontakt kommt, diese erst kennenlernt und erst seinen Schutz aufbauen muss. Das ist in erster Linie natürlich anstrengend, aber auch ein wichtiges und notwendiges Ereignis. Und oftmals ist aber auch gerade das „krank sein“ ein Vorbote auf einen anstehenden Entwicklungssprung!


reales Leben

Für junge Kinder ist es wichtig in der Realität zu leben, reale Erfahrungen und Eindrücke sammeln zu können. Daher ist unser Geschirr aus Porzellan und nicht aus Plastik, ebenso trinken wir aus einem Glas und haben echtes Besteck. Wir verwenden kein Lätzchen, denn „sich anzupatzen“ gehört dazu, ebenso wie das Umziehen.

 

Alles was wir haben und verwenden ist „echt“ und das betrifft auch unsere Messer, unsere Schäler, Scheren oder unsere Gartengeräte. Selbstverständlich sind die Utensilien darauf ausgerichtet, dass sie den Kinderhänden entsprechen, das heißt sie haben die passende Größe, sie passen für die Kräfteverhältnisse des Kindes. Und: sie müssen wirklich funktionieren, denn es kann sehr frustrierend werden, wenn ein Kind ein Werkzeug (egal aus welchem Bereich, sei es Küche, Garten) verwendet, es auch passend verwendet, und es dann nicht funktioniert.

 

Wenngleich es ganz viele schöne „fantastische“ Bücher gibt, bieten wir den Kindern in der Kleinkindgemeinschaft Bücher an, die das Thema Realität berücksichtigen und meiden Themen wie Hexen, sprechende Tiere, oder ähnliches. So junge Kinder können noch nicht abschätzen und auseinander halten was real ist und was nicht – die Zeit für Fantasie kommt ein paar Jahre später und dann ist sie auch etwas ganz Wundervolles.


sChlafen in der einrichtung

Wir bieten den Kindern das Schlafen an, jedoch können und wollen wir nicht darauf bestehen, dass die Kinder es auch tun. Wenn wir merken, dass ein Kind nicht müde ist oder es uns auch sagt, dass es nicht schlafen will, dann respektieren wir das und bieten dem Kind an, sich "nur" auszurasten oder aufzustehen und zu den anderen Kindern zu gehen, wenn es das möchte.

 

Manche Kinder brauchen eine Weile, bis sie wirklich "loslassen" und in der Einrichtung schlafen können. Dieses Loslassen ist ein wichtiger Prozess, denn es geht hier um einen großen Vertrauensbeweis den PädagogInnen gegenüber und einem "Kontrollverlust" des Kindes, was manchen Kindern verständlicherweise durchaus schwerfallen kann - hier benötigt es neben Verständnis hauptsächlich ein bisschen Geduld, bis das Schlafen in der Einrichtung gut klappt.


(c) Ana Vasic für das Montessori - Haus des Kindes